Technikrestaurierung Berlin

Masterarbeit: Transparente Konservierung von Großobjekten in Freibewitterung

Masterarbeit:
Transparente Konservierung von Großobjekten in Freibewitterung

Dewatering Fluids – eine Untersuchung der Anwendbarkeit in der Restaurierung

Bestückung des Probengestells für die Freibewitterung auf der Kransäule des Kaimasters im Hafenmuseum Hamburg, © Hans-Jürgen Weber
Die demontierten Freibewitterungsproben nach 12 Monaten in der Hafenatmosphäre, bereit zur ersten Inspektion auf dem Schwimmkran SK 27 Saatsee, © Eva Wentland
Vergleichende Versuche zur Kriechfähigkeit und Hydrophobierung verschiedener Dewatering Fluids in vorkorrodierten Probekörpern mit Überlappstoß, © Eva Wentland
Dämmerung am Bremerkai: Auf der Kransäule des Kaimasters ist das bestückte Probengestell für die Freibewitterung erkennbar, © Eva Wentland
Bestückung des Probengestells für die Freibewitterung auf der Kransäule des Kaimasters im Hafenmuseum Hamburg, © Hans-Jürgen Weber
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Abschlussarbeit
von Eva Wentland im Masterstudiengang Konservierung und Restaurierung – Moderne Materialien und Industrielles Kulturgut (MMIK) an der HTW Berlin.

Download
Die Masterarbeit kann hier heruntergeladen werden. Die wesentlichen Aspekte aus chemischer und materialgeschichtlicher Sicht, sowie die Untersuchungsergebnisse der Abschlussarbeit wurden in den Metal 2022, proceedings of the interim meeting of the ICOM-CC Metals working group veröffentlicht.

Abstract
Hafenkrane, Van Carrier, Schiffbaupressen. Großobjekte, wie diese schlicht von Restauratorinnen genannt werden, bergen große Schwierigkeiten für die Sammlungspflege, da sie meistens in freier Bewitterung aufbewahrt werden.

Um die Sammlungsgüter dennoch langfristig als Anschauungsobjekte für Museumsbesucherinnen sowie als Sachquellen für Wissenschaftler*innen zu erhalten, müssen diese mit Korrosionsschutz versehen werden. Die Authentizität der Objekte beeinflusst dabei maßgeblich die Wahrnehmung derselben, sowie ihren Wert als Quelle. Was bedeutet authentischer Erhalt?

Vielfach werden industrielle Methoden für den Schutz von Großobjekten herangezogen, die nach DIN Normen durchgeführt werden: die Oberflächen der Stahlobjekte werden abgetragen, um einen homogenen Untergrund zu schaffen, der in mehreren Lagen neu beschichtet wird.

Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass Kulturgut schwerlich nach Norm gleichartig behandelt werden kann. Historische Objekte unterscheiden sich je nach Entstehungszeit und -umständen in ihrer Materialität, Nutzung und ihren Anforderungen an den Korrosionsschutz. Hinzu kommt, dass historische Objekte eine Ausstrahlung haben: Diese liegt in der Summe aller Nutzungs und Alterungsspuren, im sogenannten gewachsenen Zustand. Dies können Schrammen sein, Beschriftungen, Dellen, rostige oder abgegriffene Bereiche, Reparaturen, Nachrüstungen, etc. Diese Ausstrahlung wird mit dem Abtragen der Oberfläche fast gänzlich entfernt. Es bleibt eine Silhouette des historischen Objekts.

Im Rahmen einer Masterarbeit der Restaurierung (Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin) wird eine alternative Methode des Korrosionsschutzes untersucht, die über transparente Beschichtung den authentischen Erhalt der Oberflächen, das heißt des Erscheinungsbildes der Objekte, ermöglichen könnte.

Das grundlegende Prinzip der hier untersuchten Methode, die Dewatering Fluids, haben ihren Ursprung in der Militärtechnik. Das ergibt sich daraus, dass das Militär in ökonomisch nicht unbedeutenden Mengen technische Großobjekte zu pflegen hat, ähnlich wie die Museumslandschaft.

Rost ist eine feuchteliebende Substanz, die wie ein Schwamm Feuchte aus der umgebenden Luft aufsaugt. Industrielle Beschichtungen auf rosthaltigen Oberflächen versagen meist nach kurzer Zeit, da die Feuchte unter der Beschichtung zu neuer Korrosion führt. Dewatering Fluids sind Gemische von Lösemitteln mit Additiven, die in der Lage sind, Wasser von Oberflächen oder aus porösem Material zu verdrängen. Diese Fähigkeit kann bei der Beschichtung von gerosteten Oberflächen genutzt werden, um diese vor einer Beschichtung zu trocknen. Die erhebliche Kriechfähigkeit der Dewatering Fluids ermöglicht auch die Behandlung von Bereichen, die in der Regel nicht zugänglich sind, beispielsweise Aufdoppelungen wie vernietete Knotenbleche.

Die Masterarbeit besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil werden bereits erfolgte Anwendungen der letzten Jahrzehnte katalogisiert und bewertet. Im zweiten Teil wird die Funktion der Dewatering Fluids untersucht. Im dritten Teil werden schließlich Probeflächen auf einem Kran des Hafenmuseums Hamburg angelegt, die über einen längeren Zeitraum überwacht und bewertet werden sollen.

Das bestückte Probengestell für die Freibewitterung auf der Kransäule des Kaimasters im Hafenmuseum Hamburg, © Eva Wentland
Das bestückte Probengestell für die Freibewitterung auf der Kransäule des Kaimasters im Hafenmuseum Hamburg – im Hintergrund der Michel und die Elbphilharmonie, © Eva Wentland